Lange schien im Zusammenhang mit Bakterien nur die Frage interessant, wie man sie möglichst effizient bekämpfen kann, und wie die Wirksamkeit von Antiobiotika in Zeiten gedankenloser Dauergabe in Viehzucht und HNO-Praxen erhalten bleiben kann. Nun dreht sich die Debatte aber anscheinend, und man ist in vielen Artikeln dem Nutzen der kleinen Mitbewohner auf der Spur, die man in ihrer Kilogramm-schweren Gesamtheit das „Microbiom“ des Menschen schimpft.
Den Anfang unter den Mainstream-Publikationen machte die Frankfurter Rundschau (RIP), dicht gefolgt vom Economist, der in einem kleinen Artikel Mitte 2012 das hohe Lied der Fäkaltransplantation sang. Richtig gehört: Fäkaltransplantation; der
letzte Schrei, wenn Patienten beispielsweise nach längerer Antibiotikagabe keine nennenswerte Darmflora mehr haben und offensichtlich wird, dass viele der vergraulten Darmbewohnerbakterien auch ganz gute Seiten hatten, wie z.B. Nahrungsmittel verdaubar zu machen und in ihre Einzelteile aufzuspalten – dann borgt man sich einfach ein Microbiom, z.B. das des Nachbarn, wenn der nett ist.
Re-Infektion kann übrigens oft im Do-It-Yourself vonstatten gehen, so dass das sicher eine in esoterischen Kreisen sehr schnell Fuß fassende Praxis werden wird, ganz egal, was der Labormensch im Einzelfall dazu sagen wird: es gibt anscheinend sogar schon „probiotische“ Helicobacter-Pillen, und im Internet kursieren (natürlich) auch schon Anleitungen, wie man sich selbst mittels Einlauf eine „Stuhlspende“ verabreichen kann. Freiwillige vor!
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